1828 Vom Rohrzucker zum braunen Gold Anfänge der industriellen Schokoladenproduktion
Sachsen – und vor allem Dresden – galt schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts als das „süße Herz“ Deutschlands. Mit dem Transport von Rohrzucker aus Hamburg über die Elbe kam die industrielle Schokoladenproduktion in Schwung. Die große Beliebtheit des braunen Goldes verlangte nach effizienteren Verpackungslösungen. Die ersten Fabriken, die sich auf Verpackungstechnik spezialisierten, waren die „Spezialmaschinen- und Wachspapierfabrik Otto Hänsel“ und die „Spezialmaschinenfabrik Max Loesch“.
1881 Verpackungstechnologie im Ausland Wachsendes Bewusstsein für leistungsstarke Maschinen
Neben Deutschland wurde auch in England an immer besseren Lösungen und Maschinen im Bereich der Verpackungstechnik gearbeitet. Der Engländer William Rose entwickelte 1881 eine Tabakverpackungsmaschine und gründete 1906 aufgrund der großen Nachfrage nach effizienteren Verpackungsmaschinen zusammen mit seinem Bruder die Rose Brothers Ltd. in Gainsborough. Mit einem Team von Ingenieuren konzentrierte er sich erfolgreich auf die Verpackungstechnik und entwickelte legendäre Hochleistungsmaschinen, beispielsweise für die Verpackung von Schokolade, Bonbons, Biskuits, Seifen und Rasierklingen.
1934 Gründung der Firma Rose-Theegarten Mit Unternehmergeist, Mut, Talent und technisch ambitionierten Ideen an die Spitze
Justus Theegarten erkannte den Bedarf in Deutschland und gründete mit seinem Sohn Franz in Köln-Ehrenfeld ein Familienunternehmen für Verpackungsmaschinen mit sechs Mitarbeitern. Durch langjährige Beziehungen nach England, insbesondere zu William Rose, dem Gründer der englischen Maschinenfabrik Rose Brothers Ltd. in Gainsborough, produzierte Theegarten fortan auch Rose-Maschinen in Lizenz und konnte so seine Produktpalette erweitern. Die Zusammenarbeit führte zu weiteren Produktverbesserungen und bereits 1939 beschäftigte das Unternehmen 50 Mitarbeiter.
1939 U-Boote statt Bonbonverpackungen Die Familie Theegarten bewahrt ihre Integrität
Während des fünfjährigen Bestehens der Rose-Theegarten Verpackungsmaschinenfabrik brach der Zweite Weltkrieg aus, sodass die Produktion von Verpackungsmaschinen eingestellt werden musste. Stattdessen wurden Teile für den U-Boot-Bau hergestellt. Justus und Franz Theegarten sowie seine Frau Marianne durften die Fabrik bis Kriegsende nicht mehr betreten, da sie sich weigerten, in die NSDAP einzutreten. Franz Theegarten blickte trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft und plante bereits vom Kinderzimmer aus den Neuanfang nach dem Ende des Kriegs. Umso härter traf die Familie Theegarten die Zerstörung des Firmengeländes im Oktober 1944.
1946 Backen und verpacken Kraft und Zuversicht durch Kindernahrung
Nur ein Jahr nach Kriegsende starb Justus Theegarten, der technische Visionär und Wegbereiter dieser einzigartigen unternehmerischen Erfolgsgeschichte. Sein Sohn Franz kümmerte sich um den Fortbestand des Unternehmens. Mit Genehmigung der britischen Militärregierung richtete ein saarländischer Unternehmer in den Kölner Werkshallen von Rose-Theegarten eine Back- und Verpackungsstraße für Kindernahrung ein. So konnte das Unternehmen wieder aktiv werden und in der schwierigen Nachkriegszeit Kinder und Erwachsene mit Lebensmitteln versorgen.
1950 Zurück zu alten Kräften Entwicklung eigener Verpackungsmaschinen in Köln
Nachdem die Produktion wieder aufgenommen werden konnte, begann Franz Theegarten sofort, das Unternehmen voranzubringen. Der Verpackungsmaschinenbau war nur ein Teilbereich des Lizenzgebers Rose Brothers. In langen Gesprächen versuchte Franz, seinen Freund Alfred Rose davon zu überzeugen, die Maschinen so weiterzuentwickeln, dass sie produktiver und schneller wurden. Die englischen Partner hatten nichts dagegen, dass man in Köln selbst neue Maschinentypen entwickelte. Die Investitionen in die Weiterentwicklung der Maschinen zahlten sich bald in höheren Gewinnen aus.
1958 Erste interpack Die internationale Fachmesse für Verpackungs- und Süßwarenmaschinen
Die Süßwarenindustrie reagierte auf das wachsende Interesse an der Hannover-Messe und die steigende Zahl der Aussteller mit der Gründung der Interpack in Düsseldorf. Dies entsprach nicht nur dem Bedürfnis der Branche, die rasante Entwicklung und Expansion der Verpackungsbranche regelmäßig zu präsentieren, sondern unterstützte auch die Bemühungen von Franz Theegarten, der sich bereits Ende der 1950er-Jahre für eine solche Fachmesse in Düsseldorf eingesetzt hatte.
1962 Neuer Firmensitz in Dresden VEB Schokopack als Vorreiter des industriellen Fortschritts
1950 wurde der Volkseigene Betrieb (VEB) Schokopack als Zusammenschluss mehrerer traditionsreicher Betriebe des Dresdner Verpackungsmaschinenbaus gegründet. Aufgrund der räumlichen und logistischen Zersplitterung war die Produktionsstruktur des Unternehmens jedoch über Jahre ineffizient. Um dies zu ändern, entschloss man sich, auf dem Grundstück Breitscheidstraße 46/56 in Dresden-Reick ein neues, zentrales Werk zu errichten. Nach vierjähriger Bauzeit konnte das Werk als einer der modernsten industriellen Großbetriebe Dresdens in Betrieb genommen werden und dient bis heute als Stammsitz des Unternehmens.
1970 Gründung des Kombinats NAGEMA Maschinen für die Lebensmittelindustrie
1970 wurde die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) NAGEMA (die Abkürzung steht für Nahrungs- und Genussmittel und Maschinenbau) im Rahmen der Wirtschaftsplanung und Zentralisierung der DDR in ein Kombinat umgewandelt. In den Betrieben des Kombinats wurde ein breites Spektrum von Maschinen für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, insbesondere für die Fleisch-, Getränke- und Süßwarenindustrie hergestellt. Auf dem gesamten Gebiet der DDR beschäftigte das Kombinat rund 14.000 Mitarbeiter, von denen etwa 3.000 Mitarbeiter im VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden tätig waren. Die Produktpalette umfasste Einschlagmaschinen, Schlauchbeutelmaschinen, Verpackungsmaschinen für pastöse Produkte, Transport- und Sammelsysteme sowie Sondermaschinen.
1971 Die nächste Generation Theegarten im Umbruch
Nach dem plötzlichen Tod von Franz Theegarten stand das Unternehmen an einem Wendepunkt. Die junge Christa Theegarten erklärte sich bereit, in dieser schwierigen Phase die Verantwortung für das Unternehmen zu übernehmen. Gemeinsam mit dem jungen Betriebswirt und Bankkaufmann Erhard Rustler widmete sie sich dem Vertrieb von Maschinen und Anlagen sowie der Entwicklung von Hochleistungs-Verpackungsmaschinen. Das Ziel: der Aufbau eines internationalen Kundenstamms.
1981 Eine neue Maschinengeneration Entwicklung kontinuierlich arbeitender Hochleistungsverpackungsmaschinen
Im letzten Jahrzehnt des VEB Verpackungsmaschinenbaus wurde auf der Grundlage jahrzehntelanger Erfahrungen eine neue Maschinengeneration entwickelt. Die kontinuierlich arbeitende Hochleistungsanlage für Hartkaramellen, EK1 genannt, konnte erstaunliche 1.300 Produkte pro Minute verpacken. Die Kombination von vier EK1 mit einem Speicher- und Verteilsystem konnte sogar bis zu 5.000 Stück pro Minute verpacken und wurde von nur einer Person bedient. Damit war der VEB Verpackungsmaschinenbau weltweit der einzige Anbieter einer nahezu vollautomatischen Linie und sorgte in der Fachwelt für Aufsehen.
1990 Eine Ära endet Süßwarenverpackungsmaschinen als Rettungsanker
Der Oktober 1990 brachte gleich mehrere Ereignisse: die Wiedervereinigung Deutschlands und die Umwandlung des Staatskombinats NAGEMA in eine Aktiengesellschaft. Damit ging die Ära des Kombinats nach fast 20 Jahren zu Ende. Der Verpackungsmaschinenbau spaltete sich von der NAGEMA ab und gründete die Verpackungsmaschinenbau GmbH. Geschäftsführer Gerd Schwarze hatte versprochen, alles zu tun, damit das Unternehmen nicht untergeht. Es mussten gewinnbringende Produkte hergestellt werden, was mit den meisten Produkten aus der riesigen Produktpalette – mit Ausnahme der Süßwarenverpackungsmaschinen – nicht mehr möglich war.
1991 Gründung von Pactec Dresden Abschied von NAGEMA
Politische und wirtschaftliche Veränderungen konnten die Entwicklung des Unternehmens zu einem der innovativsten Verpackungsmaschinenhersteller der Welt nicht aufhalten. Moderne Technologien wie computergestütztes Konstruieren und speicherprogrammierbare Steuerungen wurden problemlos eingeführt. Auch die Kunden waren begeistert und ließen jährlich mehrere Millionen Tonnen Süßwaren auf den Maschinen aus Dresden verpacken. Trotz des wachsenden Bekanntheitsgrades entschied man sich für eine Namensänderung, um Platz für die Zukunft zu schaffen.
1994 Theegarten und Pactec Innovative Synergieeffekte
Nach der Wiedervereinigung gab es viele Interessenten für eine Übernahme von Pactec in Dresden. Neben Vertretern großer Unternehmen wie Hänsel, Bosch, Piepenbrock, IWK, Körber, Krupp, Acma oder Rowema reiste damals auch das Ehepaar Rustler in den Osten und traf sich mit Pactec-Geschäftsführer Gerd Schwarze zu ersten konstruktiven Gesprächen. Theegarten zeigte zunächst nur vorsichtiges Interesse am ehemaligen Stammwerk des Kombinats NAGEMA, entwickelte aber schließlich konkrete Pläne. Trotz kritischer Stimmen erkannten Mitarbeiter und Entscheidungsträger in Dresden und Köln das Potenzial einer Zusammenarbeit, da sich die Maschinenprogramme kaum überschnitten. Die Synergieeffekte sollten eine nie dagewesene Lösungsvielfalt für die Erstverpackung von Süßwaren schaffen. Nach langwierigen Verhandlungen konnte schließlich der Kaufvertrag mit der Treuhandanstalt abgeschlossen werden. Die in den Folgejahren getätigten Investitionen in das Anlagevermögen und die Betriebsgebäude zahlten sich aus.
1997 Dresden wird alleiniger Firmensitz Zusammenlegung beider Standorte
Die Geschäftsführung war zunächst optimistisch, dass die Zusammenlegung der Standorte Köln und Dresden zu Synergieeffekten führen würde. Bald stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht der Fall war. Nach einer Evaluierung entschied man sich schließlich für den Umzug nach Dresden, da der Standort Köln zu klein war. So schwer es vor allem Christa Rustler fiel, sich vom Familienunternehmen in Köln zu trennen, so notwendig war diese Entscheidung für den Fortbestand des Unternehmens.
2006 Generationswechsel bei Theegarten-Pactec Erfolgreiches Familienunternehmen in vierter Generation
Durch die geringe Überschneidung der Produktionsprogramme in Köln und Dresden konnte Theegarten-Pactec eine breite Produktpalette anbieten und Kunden aller Größen bedienen. Die guten Beziehungen zwischen Theegarten im Westen und Pactec im Osten trugen zum Aufbau eines weltweiten Vertriebsnetzes bei. Markus Rustler trat 2006 in das Unternehmen ein und übernahm drei Jahre später die Geschäftsführung. Nachdem sein Vater und Christa Rustler in den Ruhestand getreten sind, führt Markus Rustler gemeinsam mit Dr. Röhm, der die Verantwortung für Entwicklung und Produktion von Gerd Schwarze übernommen hat, das Werk in Dresden weiter. Die Geschäftsführung wird von 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt.
2014 - 2017 Kompletter Firmenneubau Investition in die Zukunft
Theegarten-Pactec zählt zu den innovativsten Unternehmen der Branche und hat in den letzten Jahren neue, flexible Maschinen sowohl im intermittierenden als auch im kontinuierlichen Segment entwickelt. Das Unternehmen steht für zukunftsorientiertes Engineering, exzellente Fertigungsqualität sowie außergewöhnliche Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Anlässlich des 80-jährigen Firmenjubiläums errichtete Theegarten-Pactec einen neuen Fertigungs- und Bürokomplex, der die Arbeitsorganisation grundlegend verbessert und kurze Produktionswege ermöglicht. Die Investition von 30 Millionen Euro ist ein Wachstumsimpuls für die Wirtschaftsregion Dresden und ein klares Bekenntnis zur Elbmetropole.
2023 Meilensteine der Verpackungstechnologie Kartonierer BLM und flexible Hochleistungsverpackungsmaschine CHS
Der erste Kartonierer aus dem Hause Theegarten-Pactec für die Direktanbindung an die leistungsstarken Erstverpackungsmaschinen. Einen passenden Kartonierer im hohen Leistungsbereich zu finden war nahezu unmöglich. Diese Begrenzung hatte zur Folge, dass auch die Erstverpackungsmaschinen nicht mit voller Leistung arbeiten konnten. Ungewollte Abstriche in der Effizienz waren die Folge. Mit dem von Theegarten-Pactec selbst entwickelten Kartonierer, der perfekt für den Anschluss an die Hochleistungsverpackungsmaschinen konzipiert ist, lassen sich nun auch große Stückzahlen verarbeiten.
Die neue Benchmark beim Verpacken von Schokolade heißt CHS. Die modulare Hochleistungs-Verpackungsmaschine CHS wurde speziell für das schonende Verpacken von Schokoladenprodukten entwickelt und erreicht nun eine Leistung von bis zu 1.800 statt bisher 1.200 Produkten pro Minute. Die CHS zeigt sich hinsichtlich der möglichen Faltarten besonders flexibel: Neun unterschiedliche Faltarten wie Doppeldrehen, Protected Twist, Top Twist, Side Twist, Stanniolieren, Brieffaltung, Bodenfaltung, Seitenfaltung und Wiener Fruchteinschlag sind damit problemlos möglich. Zudem lässt die Maschine Schnellwechsel von Faltart und Format innerhalb von nur vier Stunden zu. Diese können von nur einem Mitarbeiter durchgeführt werden.